PAV_STIP 2020

Si-Ying Fung, Thomas Judisch, Murte Liebenberg, Benjamin Stumpf und Paul Hamann, Adriane Steckhan, Katja Windau gemeinsam mit Julia Ring. Sie waren jeweils einen ganzen Tag vor Ort, um zu arbeiten, Ideen zu entwickeln, zu forschen, zu entdecken und auszuprobieren. Gemeinsam präsentieren sie nun in der Ausstellung mit dem rätselhaften Titel „es ist Platz über fünf“ die Ergebnisse ihres Aufenthalts.

Der Titel „plastische orte“, entwickelte sich 2019 aus dem Arbeitsprozess sculpture_concept | in progress. Die Künstler_in mioq, Fabian Vogler und Karl-Heinz Boyke kumulierten hierfür ihre künstlerischen Positionen.

Die Skulptur ist dabei allgemein ein dreidimensionales, körperhaftes Objekt der bildenden Kunst. Wir nähern uns der Dreidimensionalität der Skulptur als Konzept und wählen den Kreis Pinneberg als Standort der Aktion und Präsentation von neu vor Ort gefertigten plastischen Werken. Ein konzentriertes KiöR / Kunst-im-öffentlichen- Raum-Vernetzungskonzept für den Kreis Pinneberg mit dem Impulscharakter für das Land Schleswig- Holstein. In der weiteren Annäherung an die Dreidimensionalität, bietet sich in urbanen Zonen, von Schleswig-Holstein ein temporär geschaffener experimenteller Raum / Ort mit der Möglichkeit zur Gestaltung von Skulpturen / temporären Aktionen / Performances / an. Einen Ort des Wechsels von Gezeiten, des Denkens und des Experimentierens. Mit der Prä- sentation der Ergebnisse

Si-Ying Fung

Thomas Judisch

Kunsthistorikerin Lara Bader M.A.

Einführung (Auszug) zur Ausstellung
_ES IST PLATZ ÜBER FÜNF_?

04. Oktober 2020 | Pinneberg 11. Oktober 2020

Als ich das erste Mal diesen Pavillon betrat, fiel mir wieder ein, was ich zu Beginn meines Studiums einmal über Pavillonbauten in der englischen Gartenkunst gelernt hatte. Dort wird die Architektur eingesetzt, um den menschlichen Blick zu schärfen. Die Aus- und Durchblicke bilden einen festen Rahmen, sodass die dreidimensionalen natürlichen Räume, durch sie hindurch, zu zweidimensionalen Bildflächen werden und die Natur uns als „begehbares Landschaftsgemälde“ erscheint. Dies war mir bis dahin nicht bewusst gewesen und ich sah Pavillons in öffentlichen Grünanlagen allenfalls als rettende Regenunterstände oder als Kulissen für viel zu kitschige Hochzeitsfotos. Umso schöner ist es, zu sehen, dass es auch heute noch Orte geben kann, an denen ein Pavillon mehr ist. Dieser hier wird seit einigen Jahren durch die kunstremise und das Kulturwerk Schleswig-Holstein e. V. belebt und ist zum offenen Raum für ästhetische Forschungen, Begegnungen, Ausstellungen und Diskurse geworden.

PAV_STIP 2020 wurde vom vom kulturwerk sh e. V. gefördert. Die Ausstellung „es ist Platz über fünf“ wurde vom Kreis Pinneberg gefördert. Herzlichen Dank!

BENJAMIN STUMPF UND PAUL HAMANN

platzieren einen 360-Grad Lautsprecher in der rechnerischen Mitte des Raumes (in einer Höhe von 1,807 m über dem Boden) und lassen dessen Ausdehnung durch spezielle Berechnungen auditiv erlebbar werden. Hierfür wurden die Geometrie sowie das Volumen des Pavillons mathematisch erkundet und in Schallwellen transformiert. Ausgehend von einem zuvor erstellten 3D-Modell wurden zufällige Punkte in einer Kugel um den Pavillon ausgewürfelt: Liegt er innerhalb des Raums, dann ertönt ein Ton. Auf diese Weise wird die Struktur des Raums mittels Klang erkundet und das Verhältnis von Ton und Stille entspricht dem Verhältnis der Volumina von Pavillon und der virtuell gesetzten Kugel.

Fragments of 40,7 m^3, 2020, 360 ° Grad Lautsprecher, MP3-Player

Adriane Steckhan

SI-YING FUNG
In Teilen kommen wir zusammen.
www.siyingfung.com

THOMAS JUDISCH
Ein weißer Zaun oktogonal gesetzt steht auf der Wiese vis-a-vis des Pavillons, drinnen liegt ein alter Fußball, platt und zu gewuchert vom Rasen, den keiner mäht. Kein Eingang, kein Zutritt. Hier stehen die Architektur, die Farbgebung des Pavillons und die temporäre Behausung eines Zaunkönigs Pate für die Idee und Realisierung der Installation im Aussenbereich. Das Paradies im Paradies wird durch ein Keramikobjekt ergänzt, das den Wink macht zu den geschlossenen Stadien und Museen dieser Tage.
www.thomasjudisch.com

MURTE LIEBENBERG
Hinter dem Sichtbaren der Bücher sind die unsichtbaren Anteile, dazu zählen das Bewahren und das Geben.
www.murte.de

BENJAMIN F. STUMPF / PAUL HAMANN
In seinen physikalischen Forschungen beschäftig sich Paul Hamann mit stark korrelierten Vielteilchensystemen. Für das Kooperationsprojekt wurden Geometrie und Volumen des Pavillons mathematisch von dessen Schwerpunkt ausgehend erkundet und in Schallwellentransformiert, welche die Ausdehnung des Körpers audiotiv beschreiben.
www.feger-stumpf.com

ADRIANE STECKHAN
Die Oberfläche der Gegenwart: Ein Palimpsest auf dem sich unsere Erinnerung Schicht für Schicht abzeichnet, allem Wahrgenommenen ihren Stempel aufdrückt, und gleichzeitig von ihm verdrängt wird.
www.adrianesteckhan.de

KATJA WINDAU UND JULIA RING
«Mein Bild wird größer und größer, es wächst ins Kolossale. Alles um mich herum wirft mein Bild zurück und wiederholt es.» (Jean Genet, Der Balkon)
www.katjawindau.de

Murte Liebenberg

Katja Windau

„Obwohl es den Stipentiat*innen vollkommen freigestellt war, wie sie ihre 24 Stunden im Pavillon nutzen, kristallisiert sich die Wahrnehmung der Umgebung und die Beschäftigung mit dem Verhältnis von Zeit und Raum doch als gemeinsame Herangehensweise aller Beteiligten heraus. So ist der Pavillon, ganz seinem ursprünglichen Zweck nach, zum Raum der kontemplativen Wahrnehmungsschärfung geworden.“

Kunsthistorikerin Lara Bader M.A.